Der chinesische Ministerpräsident Li Qiang fordert von Deutschland eine “rationale und pragmatische Politik” gegenüber China. Das teilte die Regierung in Peking nach einem Treffen Lis mit Bundeskanzler Friedrich Merz mit. Es gehe darum, Einmischung und Druck zu beseitigen und sich auf gemeinsame Interessen zu konzentrieren, hieß es.
Das Treffen zwischen Li und Merz fand am Sonntag am Rande des G20-Gipfels in Johannesburg statt. Li bot Merz nach chinesischen Regierungsangaben dabei eine engere Zusammenarbeit in strategischen Branchen wie neuen Energien, intelligenter Fertigung, Biomedizin und autonomem Fahren an.
Merz kündigte nach dem Gespräch mit Li eine Reise nach China für Anfang des kommenden Jahres an. “Ich hatte ein sehr langes Treffen mit dem chinesischen Premierminister, um meinen Besuch in China im nächsten Jahr vorzubereiten”, sagte der Bundeskanzler. Er äußerte die Hoffnung, dass China mehr Druck auf Russland ausüben könnte, um den Krieg in der Ukraine zu beenden. Notfalls werde er mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping darüber reden.
Annäherung nach Klingbeil-Reise
China sei für Deutschland ein wichtiger Handelspartner und eine wichtige Ordnungsmacht auf der Welt, sagte Merz in einer Pressekonferenz. Sein Treffen mit Li zeugt von den wieder verbesserten Beziehungen zwischen Deutschland und China. Zuvor hatten chinesische Exportbeschränkungen für Computerchips und Seltene Erden zu erheblichen Störungen bei deutschen Firmen geführt. Außenminister Johann Wadephul hatte im vergangenen Monat einen Besuch in Peking abgesagt.
Vergangene Woche war es bei einer Reise von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil nach China aber wieder zu einer Annäherung gekommen. Beide großen Exportnationen stehen unter dem Druck der von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle.
Trotz politischer Spannungen, etwa wegen Chinas Unterstützung für Russland oder der deutschen Kritik an der Menschenrechtslage in der Volksrepublik, verbindet die beiden Länder eine enge wirtschaftliche Beziehung. China kaufte im vergangenen Jahr deutsche Waren im Wert von 95 Milliarden Dollar. Deutschland wiederum erwarb chinesische Waren im Wert von 107 Milliarden Dollar. Für Deutschland stellt China einen kaum zu ersetzenden Automarkt dar, der für fast ein Drittel des Absatzes deutscher Autobauer verantwortlich ist.




